In einer Zeit fundamentaler Umbrüche gerät Lernen immer mehr in den Fokus der gesellschaftlichen Debatte. Es spielt auch eine stärkere Rolle in den HR-Strategien in Unternehmen oder motiviert die Politik zu Reformen. Der Paradigmenwechsel in den Bildungsdebatten kann mit den Begriffen Kompetenzorientierung, Empowerment und lebenslanges Lernen beschrieben werden.
Schlüsselkompetenzen
Kompetenzorientierung heißt im Grundsatz, sich auf die einzelnen Lernenden zu fokussieren, darauf, wie sie erworbene Erkenntnisse in Wissen, Handlungsfähigkeit oder Haltung erfolgreich in ihrem Kontext umsetzen können. Besonders rücken hier die Schlüsselkompetenzen in den Fokus, diejenigen Fähigkeiten, die sich in vielen Lebens- und Problemlagen zur Bewältigung von Herausforderungen einsetzen lassen. Solche Schlüsselkompetenzen sind etwa Kreativität, Initiative, Problemlösung, Kooperation und Dialog mit anderen, auch entlang eigener Werte und Visionen zu handeln. Hier geht es mir nicht um eine utilitaristische Ausbeutung von Kompetenz, sondern um die Erweiterung von Möglichkeitsräumen für die Einzelnen.
Befähigung ist ein Lernen, zu dem sich jeder bekennen kann, weil es die Lernenden als prinzipiell kompetent betrachtet.
Lebenslanges Lernen
Lebenslanges Lernen beschreibt was Menschen seit jeher tun: Jenseits der Schulbank oder der Hochschule an Erfahrungen wachsen sie und eignen sich neue Fähigkeiten an. Sie passen sich an die Entwicklungen in ihrem Kontext an. Sie gestalten diesen Wandel idealerweise selbstbewusst mit. Deshalb müssen wir neben den klassischen Lernräumen auch allen anderen Räumen, in denen Bürgerinnen und Bürger sich (gemeinsam mit anderen) Wissen und Fähigkeiten aneignen, mehr Beachtung schenken.

Mehr Kreativität und Vielfalt
In diesem Sinne sind wir alle Lernende – in der Arbeit, als Teile gesellschaftlicher Organisationen als aktive Bürger. Lernen und Bildung wird dann wieder für die meisten Menschen interessant, wenn sie ihren scholastischen Charakter verlieren. Aus politischer Perspektive hängt die demokratische Resilienz der Zivilgesellschaft nicht zuletzt von der Lernfähigkeit und Kreativität der Bürgerinnen und Bürger ab. Insbesondere Organisationen, Arbeitsplätze oder der öffentliche Raum bieten ihnen hier vielfältige Möglichkeiten. Neue Lernkonzepte und Programme verknüpfen diese Räume und sind kreativer und an den Bedürfnissen und Zielen der Menschen orientierter gestaltet.

Für eine lebenswerte Gesellschaft
In der Demokratie kommt es gerade in Zeiten des Wandels auf den und die Einzelne an. Deshalb müssen wir uns alle idealerweise befähigt sehen, sowohl unsere kleine Umwelt, wie auch die großen Herausforderungen unserer Zeit besser zu verstehen und mitzugestalten: Etwa die Digitalisierung unseres Lebens, die Bewältigung der Klimakrise oder die Stärkung des demokratischen Miteinanders gegen Populismus und einen neuen Autoritarismus. Und wenn wir die Probleme, die uns umgeben, nicht verstehen, sollten wir uns ermutigt und motiviert fühlen, zu lernen. Dabei ist es erst einmal egal, wie alt man ist, wo man lebt oder welche formale Bildung man zuvor genossen hat. Denn prinzipiell ist jede und jeder kompetent genug und fähig, seine Fähigkeiten zu erweitern.
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