DIGIT-AL: Das digitale Selbst

Inhalt Into the Internet of Everything | Mentally Controlled by Data? | Our Creepy Lines.

Nils-Eyk Zimmermann (2020). The digital Self. Project DIGIT-AL – Digital Transformation in Learning for Active Citizenship, DARE Blue Lines, DARE – Democracy and Human Rights Education in Europe, Brüssel 2020, 60 Seiten, https://dttools.eu


Vernetzte Geräte als soziale Akteure, Plattformen und Datenspuren gestalten heute unseren Alltag mit. Das digitale Selbst, das Abbild unserer Identität im digitalen Raum, ist untrennbar mit unserem alten „analogen“ Ich verbunden. Es prägt die Vorstellungen vom Menschsein und vom Körper, sowie von menschlichen Fähigkeiten. Computer sind allgegenwärtige Begleiter und die Vision des ubiquitous computing ist zu einem guten Teil real geworden.

Noch vor 2023 wird prognostiziert, dass die Westeuropäer*innen 9,4 vernetzte Geräte pro Person besitzen werden. Vernetzung und Tracking sind gelebter Alltag, etwa in Form der sich zunehmender Beliebtheit erfreuenden Fitness Apps. Im Gegensatz zu manchen Befürchtungen, scheint die Mehrheit ihrer Nutzer*innen eine reflektierte und balancierte Haltung zu solchen Instrumenten finden zu können. Gleichwohl ist auch hier ein differenzierter Blick wichtig: Menschen, die nicht den Normen entsprechen oder die auf die technische Überwachung ihres Körpers angewiesen sind, haben mehr Vorbehalte.

Wesentliche Teile unserer zwischenmenschlichen Kommunikation finden digital vermittelt statt. Viele unserer alltäglichen Tätigkeiten hinterlassen digitale Spuren, beziehungsweise viele digitale Funktionen wären so intuitiv nicht gestaltbar ohne kontinuierliche Erzeugung von Daten. Mit zunehmender Selbstverständlichkeit der Datafizierung sinkt jedoch nicht das Gefühl der mangelnden Informiertheit und Kontrolle.

Drängender als zuvor müssen wir uns fragen, unter welchen Prämissen dieses Internet of Everything um uns herum gewebt wird. Die Rolle von Plattformen und Diensten, die längst über die Rolle als rein technische Vermittler hinaus gewachsen sind, muss in ihrem Einfluss auf das digitale Selbst erkannt werden. Positive stehen dabei negativen Erfahrungen gegenüber, diskriminierte Gruppen erfahren mehr Sichtbarkeit, ihre Gegner allerdings auch.

In Bezug auf den Körper stellen sich neue Herausforderungen: Implantate und Prothesen verändern die Vorstellung von Menschen mit Behinderung, Roboter und Fahrzeuge arbeiten zukünftig enger mit den Menschen zusammen. Sollen sie einmal den Weg in unseren Allag finden, müssen sie besonders sicher gestaltet werden, die Rechte und Würde ihrer Nutzer*innen respektieren und außerdem jederzeit menschliche Kontrolle gewährleisten.

Bürger*innen haben es in der Hand zu entscheiden, welche Richtung die Digitalisierung nehmen wird. Man muss sich nicht vor ihr fürchten, aber gleichwohl wird es keine demokratische, am Menschen und an seinen Rechten orientierte Transformation geben ohne kompetente Bürger*innen, die einen selbstbestimmten Umgang mit ihrer digital-analogen Identität finden können. Weil Körper und Selbst jede*n berührt, ist das Thema ein guter Ansatzpunkt für politische Bildung über Digitalisierung.

Download:

Die Broschüre wurde als Teil der Serie Digital Transformation in Education for Democratic Citizenship veröffentlicht, verfügbar unter: https://dttools.eu

Das Projekt DIGIT-AL ist eine europäische Kooperation des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten (AdB) und unterstützt durch das Erasmus + Programm der Europäischen Union.