Ein Beitrag zur Weiterentwicklung und Qualifizierung der außerschulischen politischen Bildung.
Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (2025) (Hrsg.): Kompetenzprofil für Fachkräfte der politischen Jugendbildung. Berlin: AdB. Redaktion: Alina Jugenheimer, Nico Schneider, Nils-Eyk Zimmermann, unter Mitarbeit von Dorit Machell.

Das Kompetenzprofil benennt zentrale Anforderungen, die an politische Bildner*innen gestellt werden und beschreibt die Kompetenzen, über die sie verfügen sollten, um Bildungsprozesse wirkungsvoll gestalten zu können. Es dient damit als Orientierungsrahmen für die Weiterentwicklung von Aus- und Fortbildungsangeboten sowie für die Qualitätssicherung in der politischen Bildungspraxis. Das Profil beschreibt 9 Kompetenzfelder:
Überblick
- Von der professionellen Haltung zur Handlung
- Lernprozess begleiten
- Kommunikationskompetenz
- Methodenkompetenz
- Handlungsorientierung
- Personale Kompetenz
- Zusammenarbeit in Teams
- Lernen zu lernen
- Vernetzung und Kooperation
- Organisationskompetenz
Kompetenz von Fachkräften als verbindende Perspektive
Während des Erarbeitungsprozesses des Kompetenzprofils kamen regelmäßig verschiedene Akteur*innen aus dem Feld der politischen Bildung und angrenzenden Feldern zusammen. Im Verlauf dieser gemeinsamen Diskussion von Kompetenzen für die politischen Bildung, des Austausches und der Vernetzung wurden immer wieder Themen und Themenstränge sichtbar, die für die Praxis der politischen Bildung eine bedeutende Rolle spielen. Einige von diesen Diskussionen haben Eingang in das Kompetenzprofil gefunden. Andere sahen wir im Rahmen des Profils als Startpunkt einer fachlichen Diskussion zur Professionalisierung der politischen Bildung und damit als Anregung zur weiteren Auseinandersetzung und Beschäftigung im Feld.
So wurde im Erarbeitungsprozess deutlich, dass es einen verbindenden pädagogischen Kern der politischen Bildung gibt – Lernen und Befähigen zum Politischen und der Demokratie. Darüber hinaus bezeichnet politische Bildung sehr unterschiedliche pädagogische Aktivitäten an verschiedenen Orten zu verschiedenen Schwerpunktthemen und mit unterschiedlichen Gruppen.
Dabei ließ sich im Erarbeitungsprozess auch ein Trend einer Arbeitsaufteilung beobachten: Pädagogische Arbeit wird öfter als früher auf Freiberufler*innen ausgelagert, während Referent*innentätigkeiten zunehmend durch Managementaufgaben ausgefüllt werden. Beide Perspektiven finden im Profil Berücksichtigung. Vorrangig widmet sich das Profil aber denjenigen, die direkte pädagogische Arbeit leisten. Man kann auch sagen – wir wollen mit dem Profil zur Anerkennung der pädagogischen Fachkräfte beitragen und die pädagogische Arbeit strukturell stärken.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil und ein immer wieder aufkommendes Thema war im Erarbeitungsprozess die Auseinandersetzung mit der „Haltung“ politischer Bildner*innen. Jedoch gab es auch hier unterschiedliche Zugänge. Einserseits ist Haltung grundlegend. Denn eine professionelle Haltung, aufbauend auf Grund- und Menschenrechten, orientiert am Demokratieverständnis und gerichtet gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit, ist zentrales Fundament für jede Arbeit in der politischen Bildung. Gleichzeitig besteht der Anspruch, dass diese sich beobachtbar im konkreten Handeln als Fachkraft widerspiegelt. Das heißt, der Anspruch ist, dass Haltung politischer Bildner*innen alle Kompetenzbereiche durchzieht. Die „Haltung“ der Fachkraft kann nicht auch die zentrale Motivation für politische Bildner*innen sein – im Kern geht es um eine gute Pädagogik.
Das Kompetenzprofil bietet die Möglichkeit für Schnittstellen. Allerdings ist es stark von einer Perspektive intendierter außerschulischer politischer Jugendbildung, die häufig an dritten Orten in Bildungsstätten stattfindet, geprägt. Selbstverständlich haben wir versucht, viele Perspektiven einzubeziehen, aber ob das gelungen ist, müssen andere beurteilen – etwa diejenigen, die eher ergebnisoffene Angebote machen, die ortungebunden arbeiten oder die politische Bildungsgelegenheiten aus der Situation ziehen – etwa im internationalen Jugendaustausch, in der Erlebnispädagogik, in der offenen Sozialarbeit, in der kulturellen Praxis… Das Gleiche gilt für freiberufliche politische Bildner*innen oder diejenigen, deren Berufsprofil eher als Tagungsleitung zu bezeichnen ist.
Ich bin insbesondere auf den Austausch mit der Fachdidaktik politischer Bildung, den Diskursen in der sozialen Arbeit und in der Demokratiepädagogik gespannt. Schließlich müssen wir trotz fördertechnischer, abgrenzungssoziologischer oder ideologischer Vorbehalte doch zur Kenntnis nehmen, dass diese Ausdifferenzierungen für Fachkräfte nur bedingt von Relevanz sind, viele mithin in mehreren Feldern präsent sind. Außderdem ist das Mittun an einer demokratischen (politischen) Kultur für alle, ungeachtet ihrer speziellen Perspektiven, ressourcen und Kontexte, eine gemeinsame Aufgabe.
Grafik: Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten/Bar Pacifico, Lizenz: Creative Commons CC-BY-SA