Kreative Kompetenz

Im Alltag leben wir gut eingerichtet in unseren Blasen. Doch hin und wieder geraten die Wände dieser Blasen in Schwingung, manchmal nehmen wir Störungen durch sie hindurch war. Einzelne Menschen und Organisationen reagieren auf solche Irritationen auf vereschiedene Weisen. Die Einen halten ihre Umwelt auf Distanz und versuchen die  Wände dieser Blasen mit Beton zu verstärken, oder sie kleben einzelne Risse provisorisch zu. Andere schauen vorsichtig nach, was draußen vorgeht. Sie öffnen sich für Veränderungen.

Dieser letzte genannte Ansatz ist eine elementare Bedingung für Kreativität. Kreativität entsteht aus Spannung, aus dem inneren Drang altbekannte Denkweisen oder Handlungen zu hinterfragen – oder weil die Außenwelt und motiviert dies zu tun. Sie ist die Fähigkeit, die uns hilft, die Impulse und die Informationsvielfalt um uns herum wahrzunehmen und zu verarbeiten.

Kreativität knüpft Verbindungen, um neue Lösungen ­für ein Problem zu finden, oder zu einem besseren Ver­ständ­nis eines Pro­blems zu gelangen.

Mehr Experimente

Kreativität beinhaltet auch eine aktive Komponente. Das lateinische ‚creare‘ bedeutet, etwas zu erschaffen. Wer kreativ ist, besitzt die Fähigkeit, seine Umgebung aktiv mitzugestalten, sich selbst hin und wieder neu zu erfinden oder mit der Welt ‚draußen‘, außerhalb der vertrauten Sphäre, in den Dialog zu treten.

Kreativität=Vision+Ideen+Gestaltung

Kreative Kompetenz

Kompetenz ist die Summe von Wissen, Fähigkeiten, Haltung und Werten, die in einem konkreten Kontext mobilisiert werden. Der EntreComp-Kompetenzrahmen der EU definiert sie als die „Fähigkeit zur Entwicklung kreativer und zielgerichteter Ideen“. Während oft angenommen wird, dass Kreativität einer intuitiven, offen erforschenden Denkweise nahestehen würde, legen sowohl psychologische als auch neurowissenschaftliche Forschungen nahe, dass sie nicht einem „Denkstil“ zuzuordnen ist, sondern in einem Spannungsfeld zwischen verschiedenen Arten der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung entsteht. Im Creativity Handbook haben wir die folgende Definition vorgeschlagen:

Creativity is an ability that helps us process the wealth of information that our minds collect and forge connections between different pieces of information in order to find a solution to a problem in a new way, or to come to a new understanding of the problem itself.

Es sind immer Menschen, die Neues und ungewohntes Denken praktizieren, nie kreative Strukturen. In einer zunehmend verflochtenen und vernetzten Welt ist es essenziell für Organisationen, die durch gesellschaftliches Engagement Wirkung anstreben oder zu Veränderung beitragen wollen, die Menschen in ihrem Innern zu befähigen und zu unterstützen, ihr kreatives Potenzial zu entfalten.

Die Fähigkeit eines Menschen, etwas Neues zu beginnen, ist nicht das Privileg einiger Begabter oder Privilegierter. Die Vorstellung von ‚Kreativität für alle‘ ist vielmehr ein Grundelement demokratischer Resilienz. Für die Partizipation größerer Bevölkerungsteile benötigt eine Gesellschaft viele verschiedene Räume, in denen Einzelne kreativ wirken.

Kreativräume und Fenster für Möglichkeiten

Kommunen, Verwaltung oder Organisationen können Kreativität erfolgreich fördern, wenn sie Schnittstellen zu den sie umgebenden (Teil-)umwelten entwickeln und sich auf Interaktion nach innen und außen einlassen. Sie können Räume für Experimente schaffen und den Menschen in diesen Räumen ermöglichen, sich als Intrapreneurs und Problemlöser zu versuchen.

Eine Frage der Methoden


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Kreative Prozesse in lernenden Organisationen | Competendo

Methoden wie Creative Prototyping, Design Thinking oder Elemente von Gamification können Sie in einem kreativen Gestaltungsprozess unterstützen. Ihnen ist gemein, dass sie einen divergenten, die Neugierde anregenden Denkstil mit einer konvergenten Denkweise zusammenführen, die durch stringente Wege der Lösungsfindung geprägt ist. Oft gehen diese Methoden Probleme experimentell an. Sie arbeiten prototypisch an möglichen Lösungen, reflektieren diese dann aus Nutzer- und Bedürfnissicht und gelangen im Folgenden iterativ zu neuen Lösungen. Ihre Arbeitsweise ist eher horizontal als hierarchisch. So können sie soziale Diversität und verschiedene Betrachtungsweisen auf ein Problem konstruktiv in einen kreativen Prozess einbinden. Kreative Organisationen sind Organisationen, die Vielfalt schätzen und mit ihr umzugehen wissen.

Kollektiver kreativer Prozess:
Verschie­dene Visionen und Moti­vationen
+ diver­gentes und konver­gentes Denken
+ ein anregendes Setting
+ diversitäts­bewusste Begleitung

Creativity Handbook